Allegorische Darstellung der Architektur zu Illustration der Teil-Community Architektur

NFDI4Culture Community Architektur

In der Architektur spielen Dokumentationsstandards und Datenmodellierungen auf einer Vielzahl von Ebenen eine entscheidende, konstitutive wie buchstäblich konstruktive Rolle: im Entwurfsprozess und der Bauausführung sowie in der Baustellenaufnahme, Denkmalpflege und Rekonstruktion. Forschungsdaten sind sowohl die Grundlage für die Entwicklung neuer Bau- und Planungskonzepte als auch der historischen Bauforschung. Somit werden Bauwerksinformationen in einer Vielzahl von Typen und Formen gerade auch benachbarter Wissenschaften einbezogen: Normen, Erhebungen, Objekt- und Materialeigenschaften, (historische) GIS, Fotografien, Schnitte, Grundrisse, Ansichten, Modelle und viele mehr begleiten ein Bauwerk.


Das Erlernen des Umgangs mit diesen Daten wiederum bedingt die Implementierung digitaler Werkzeuge und Standards, sowohl im Planungsbüro als auch in den GLAM-Institutionen und Universitäten. NFDI4Culture möchte gemeinsam mit der Architektur-Community die Entwicklung von Tools, Repositorien und offenen Standards voranbringen und ebenso evaluieren, wie hier eine langfristige Perspektive gemäß der FAIR-Prinzipien geschaffen werden kann.


Schlagworte wie 'digitales Bauen', 'smart City' und 'informierte Stadt' unterstreichen die heutigen Herausforderungen an die Architekturpraxis insbesondere nach der verpflichtenden Einführung von BIM (Building Information Modeling). Informationstechnische Lösungen sollen möglichst alle Bau(planungs)phasen vom Entwurf über den Bauantrag bis zu Abnahme und Facility Management begleiten und überdies die Integration in Raumplanung, Städtebau und Stadtwirtschaft ermöglichen. Dabei werden eine Reihe von 'Lebenszyklusphasen' durchlaufen, die eine Vielzahl von Daten(typen) und Formaten umfasst. Im CAD werden nicht nur dreidimensionale Gebäudemodelle, Grundrisse und Drahtgitter gezeichnet, prozessiert und gespeichert. Sie werden mittels parametrischer und intelligenter Referenzobjekte über alle Maßstäbe hinweg bis ins Detail mit Bauwerksinformationen verbunden. Mittels synchronisierter Modelle sollen dadurch alle Baubeteiligten koordiniert werden, um so den Informationsaustausch zu befördern und Transparenz über Kosten und Risiken zu schaffen. Standards, Schnittstellen und Softwareplattformen für die Sicherung und den Austausch von Daten müssen konsequenterweise sowohl in Planung, Entwurf und Bau als auch Bauaufnahme, Begutachtung und Rekonstruktion einbezogen werden.


Bei der Sammlung und Erschließung von Bauwerksinformationen aus kultur- und kunsthistorischer Perspektive sind Langzeitarchivierung, Verlässlichkeit und Interoperabilität auf informationsinfrastruktureller Ebene essentiell. Mit den tradierten Methoden der Archäologie, Kunst- und Architekturgeschichte kommt es hier zunehmend zur Retrodigitalisierung und umfangreichen Erstellung von 3D Scans, Modellen, und Lageplänen, die wiederum mit anderen Wissensbeständen verknüpft und um Metadaten erweitert werden. In der Erfassung von Bilddaten und Erschließung von Rara sind die Übergänge zur Kunstgeschichte fließend, vor allem hinsichtlich der kontextbasierten Annotation und inhaltsbasierten Erschließung.

 

 

User Story 06

Als Forschende im Bereich der DH entwickle ich Softwarelösungen eng an architekturhistorischen Fragestellungen, um Rekonstruktion und Untersuchung von nicht mehr oder nur teilweise erhaltenen Denkmälern vornehmen und auswerten zu können. Die Daten sowie der Code sollen zur Nachnutzung der Daten sowie zur Weiterentwicklung vorgehalten werden. Ich benötige einen Reflexionsrahmen, um überprüfen zu können, ob meine technischen Lösungen es erlauben, die Spezifik der Beziehung zwischen digitalem und analogem Kulturgut wiederzugeben.

User Story 12

Als Denkmalpfleger suche ich nach bundesweiten Vergleichsbauten zum Stuttgarter Hauptbahnhof, um seine singuläre baukünstlerische Alleinstellung zu belegen, vor Gericht den Denkmalwert zu begründen und somit vor dem Abriss zu bewahren.

User Story 16

Als Leiterin eines Landesdenkmalamtes arbeite ich an mehreren Projekten gleichzeitig (Bauaufnahmen – Grabungsprojekte – Archivierung – Bestandsaufnahmen – Survey-Projekte und Feldbegehung – Auswertung – Katalogisierung und Aufarbeitung der Magazinbestände – Vorbereitung musealer Präsentationen). Obwohl die gesammelten Datenmengen heterogener Natur sind, möchte ich alle Daten in projektspezifischen Datenbanken sammeln und eine Vernetzung derselben untereinander ermöglichen. Gleichzeitig will ich die Kollaboration mit anderen Landesdenkmalämtern fördern um somit über mikroregionale Auswertungen hinausgehen, da eine fehlende Normierung der Datenerfassung einer übergreifenden regionalen Auswertung von Perioden/Objektgruppen oftmals im Wege steht. Die Recherche nach Vergleichsobjekten (bsp.: architektonische Vergleichsbauten) und die Analyse von Strukturen (Siedlungsmuster, keramische Entwicklungen) könnte in dieser Form zielführender und umfassender erfolgen. Um den kompetenten Umgang mit dieser Datenbank zu gewährleisten, benötige ich qualifizierte Mitarbeitende (reguläre Mitarbeitende und Hilfskräfte). Ich muss entsprechend Kompetenzen weitergeben und entwickeln und benötige dafür passende Schulungsformate, die zum Aufgabenbereich passen. Ich möchte diese Bedarfe an zentraler Stelle artikulieren können.

User Story 22

Als Denkmalpflegerin möchte ich unsere bestehende Sammlung mit Metadaten zu Material und Stilform anreichern, um unseren Nutzern einen Mehrwert zu bieten. Ich habe keine Zeit, jedes einzelne Bild selbst zu annotieren und möchte darum automatische Methoden nutzen. Mir ist aber wichtig, dass ich die Kontrolle über die Ergebnisse bewahre und die generierten Metadaten anpassen kann.

User Story 24

Als Doktorand entwickle ich im Rahmen meiner Promotion Tools zur automatischen Architekturrekonstruktion von Gebäuden. Dabei ist mir die Langzeitverfügbarkeit und die Usability des Tools weniger wichtig. Für mich zählen bei der Evaluation konkrete Zahlen zur Genauigkeit des Tools. Außerdem möchte ich erfolgreich promovieren und in der Wissenschaft Anerkennung für meine Entwicklung erhalten.

User Story 25

Als Wikimedianer freue ich mich, an der digitalen kulturellen Allmende mitzuwirken und habe schon viele Edits auf Wikipediaseiten zu Kulturerbe gemacht und Bilder bei WM Commons zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt. Auch bei Crowdsourcingprojekten der Europeana wie z.B. zum Annotieren von Bildern aus dem 1. Weltkrieg, habe ich des öfteren mitgewirkt. Besonders interessiert es mich, mein Spezialwissen zu korinthischen Tempeln an den verschiedenen digitalen Objekten zur Verfügung zu stellen, wobei es mich freut, wenn dieses Wissen menschen- und maschinenlesbar auch im Forschungskontext nachgenutzt werden und ich damit einen Beitrag zur Hebung des allgemeinen Wissensstandes in diesem Gebiet leisten kann.

Mitglieder des NFDI4Culture Steering Board Vertretung der Community